• Frage: Wo sehen Sie die medizinische KI in 10 oder 20 Jahren?

    Frage gestellt jean29rad am 3 Dez 2024.
    • Foto: Jens-Bastian Eppler

      Jens-Bastian Eppler Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Das ist eine schwierige und vielschichtige Frage. Ich denke, das wird sich weniger am technischen Fortschritt entscheiden als viel mehr an der gesellschaftlichen Akzeptanz und der Regelung rechtlicher Probleme. Schon heute könnte KI sehr viel mehr, aber sie wird sehr gründlich geprüft, bevor sie in medizinischen Anwendungen zugelassen wird. Viel gründlicher als traditionelle Methoden.

      Das ist natürlich zum Einen juristisch geregelt, aber Gesetze können sich ändern. Zum anderen sehen viele Menschen KI Anwendungen grundsätzlich skeptisch. Aber auch das wird sich vermutlich ändern, wenn wir uns alle mehr daran gewöhnt haben.

      Ich bin schon sehr gespannt, in welchen Bereichen das am Schnellsten spürbar werden wird, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Medizin.

    • Foto: Nico Disch

      Nico Disch Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Auch wenn das eine interessante Frage ist, kann man hier nur spekulieren. Vor 3-5 Jahren hätte man nicht mal träumen können wo KI heutzutage ist, und ähnlicherweise ist es schwierig zu sagen was in 10-20 Jahren passiert.
      Hier sind jedoch Möglichkeiten:
      – personalisierte Medizin, die exakt auf den jeweiligen Menschen zugeschnitten ist; So kann jede person eigens produzierte Medizin erhalten.
      – Einen Chatbot der die Routinen einer Hauärztin erfüllen kann.
      – Eine KI die im Operationssaal alle möglichen Informationen hat, und auch möglicherweise Operationen selbst durchführen kann.
      – Früherkennung und Vorhersage diverser Krankheiten, die man bekämpfen kann bevor diese erscheinen.

      Die Frage ist natürlich auch was in 20 Jahren gesetzlich möglich ist, denn es kann auch sein dass der Fortschritt schneller ist als die Gesetzgebung, und auch die Gesellschaft insgesamt.

    • Foto: Christoph Düsing

      Christoph Düsing Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Das ist eine wirklich gute aber schwierige Frage. Vorherzusehen, wie schnell und weit sich die Forschung generell und speziell im Bereich KI entwickelt, ist nahezu unmöglich.

      Nur um dazu ein Beispiel zu geben: Geoffrey Hinton ist einer der Pioniere auf dem Gebiet der KI und Nobelpreisträger für seine Arbeit zu KI. Er sagte bereits 2016, dass wir aufhören sollten, Radiologen auszubilden, da diese in fünf bzw. spätestens zehn Jahren komplett durch KI ersetzbar sein werden.
      Heute sehen wir, dass KI zwar gewaltige Fortschritte auf dem Gebiet gemacht hat und in einigen Bereichen bereits bessere Diagnosen liefert als Menschen, wir aber noch weit davon entfernt sind, dass Hintons Prognose eintritt.
      Dieses Beispiel zeigt auch gut, dass es neben den rein technischen Entwicklungen noch sehr viele politische und gesellschaftliche Aspekte zu berücksichtigen gibt, welche die Zukunft von KI beeinflussen.

      Trotzdem lässt sich natürlich etwas zur Zukunft von KI sagen.
      Ich denke wir werden mehr und mehr KI-basierte Systeme sehen, die Ärztinnen und Ärzte bei ihrer Arbeit unterstützen, z.B. indem sie:
      -Diagnose- und Therapieempfehlungen geben
      -den Zustand von Patienten rund um die Uhr überwachen
      -Aufnahmegespräche mit Patientinnen und Patienten führen, um eine erste Verdachtsdiagnose zu stellen
      -bei der Früherkennung von Krankheiten helfen, etwa auf Basis von Daten aus Smartwatches etc.

      Alles in allem bin ich sehr gespannt, was in den kommenden Jahren so auf uns zukommen wird!

    • Foto: Julia Moldt

      Julia Moldt Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Interessante Frage! Der Einsatz von KI in der Medizin ist schon heute sehr vielversprechend und auf Forschungsebene passiert sehr viel. Bis wir aber tatsächlich soweit sind und alle rechtlichen und ethischen Fragen geklärt haben, könnte es tatsächlich noch etwas dauern. Gerade in Europa haben wir sehr strenge Regeln und Vorgaben, um die Sicherheit der Patienten und Patientinnen nicht zu gefährden – und das ist auch gut so. KI muss transparent sein und das heißt, um unnötige Risiken zu vermeiden, muss immer klar sein, welche Inhalte von einer KI sind. Erste Schritte sind aus rechtlicher Sicht, bereits getan, denn dieses Jahr wurde von der EU ein erstes KI-Gesetz verabschiedet und somit ein gutes Fundament für die Regulierung von KI-Technologien geschaffen.

      Meiner Meinung nach ist es aber auch wichtig sich nicht nur zu fragen, was wird KI in Zukunft alles können (eine ganze Menge vermutlich!), sondern auch: Was wollen wir, dass die KI kann und welche Aufgaben sollen überhaupt von einer KI übernommen werden? Wir sollten uns also auch überlegen, wo wollen wir in 10 oder 20 Jahren mit KI zusammen arbeiten, sodass es tatsächlich ein nützliches Tool bleibt. Es bleibt spannend!

    • Foto: Matthieu-P. Schapranow

      Matthieu-P. Schapranow Beantwortet am 3 Dez 2024: last edited 3 Dez 2024 9:35 am


      Tolle Frage! Ich glaube da hilft immer ein Blick in die Science Fiction von heute. Denn viele der Dinge, die wir heute ganz selbst verständlich nutzen, entstammten vor einigen Jahrzehnten Science-Fiction-Autoren. Man bedenke die __Star-Trek__-Serien, bei denen gab es Türen, die sich wie von Zauberhand öffneten und schließen konnten, flache digitale Bildschirme, die man mit Fingern bedienen konnte und Pille, der mit Hilfe eines Tricorders einen Überblick über viele menschliche Vitalparameter berührungslos erhielt. Automatiktüren finden wir in jedem Kaufhaus, Tablets und digitale Whiteboards sind ganz selbstverständlich. Am Tricorder basteln immer wieder findige Forscher, eine Komponente, die berührungslosen Fieberthermometer nutzen wir auch schon jetzt.

      Später kam auf dem Raumschiff __Voyager__ noch der Doc als ein Hologramm dazu — heute würde man vielleicht besser Avatar sagen. Auch jüngste Hollywood-Filme wie Passenger geben inspiration wie lange Reisen durchs Weltall zu entlegenen Planeten aussehen können. In Passenger gibt es einen „Autodoc“, der zwar ganz ohne Hologramm auskommt, aber Menschen mit schwerwiegenden Verletzen mehr oder wenig selbständig ins Leben zurück holt. Wer Lust bekommen kann, sich die Szene direkt hier anschauen: https://youtu.be/5qMHrnI0OBs?t=207

      Cliffhanger: Ich kenne einen Medizinproduktehersteller, der eine spezielle Komponenten des Autodocs als Inspiration genommen hat und daran arbeitet sie in die Versorgung zu bringen. Die Zukunft wird also spannend!

    • Foto: Karsten Weber

      Karsten Weber Beantwortet am 3 Dez 2024: last edited 3 Dez 2024 10:41 am


      In der Technikfolgenabschätzung entwickelt man zur Beantwortung solcher Fragen sogenannte Szenarien und zwar meist drei: ein Best-Case-Szenario, ein Worst-Case-Szenario und ein Trend-Szenario.

      Letzteres ist am einfachsten, weil hierbei davon ausgegangen wird, dass die sich bspw. eine bestimmte Technik genauso weiterentwickelt wie in der Vergangenheit. Das würde in Bezug auf die Frage bedeuten, dass wir in 10 oder 20 Jahren sehr leistungsfähige KI-Systeme haben, aber es findet kein wirklicher Umbruch statt. Das scheint aber eher unwahrscheinlich, weil wir solche Umbrüche ja in kürzester Zeit erlebt haben — warum soll es in Zukunft keine geben?

      Daher eben die beiden anderen Szenarien. Man könnte bspw. hoffen, dass in absehbarer Zeit weitere Durchbrüche bei der Entwicklung noch schnellerer KI-Systeme stattfinden, sowohl auf der Hardware- als auch auf der Softwareebene. Dann würden sich womöglich Probleme wie Halluzinieren, Erklärbarkeit usw. lösen lassen, der Energiebedarf der KI würde sich massiv senken lassen — Friede, Freude, Eierkuchen. Auch hierfür spricht nicht sehr viel.

      Es kann auch ganz übel kommen: Bspw. ist denkbar und darüber wird auch diskutiert, dass heutige KI-Ansätze nicht beliebig in der Leistung gesteigert werden können, sondern dass es eine oberer Grenze gibt. Vielleicht lassen sich auch viele Probleme (Energieverbrauch, Halluzinieren, Erklärbarkeit etc.) auch grundsätzlich nicht lösen. Das könnte in der Summe dazu führen, dass der KI-Hype ziemlich abrupt endet. So etwas ist schon passiert, siehe Stichwort „KI-Winter“.

      Anders formuliert: Niemand weiß eine konkrete Antwort auf diese Frage, aber das gerade war eine Skizze des Möglichkeitsraums. Ich persönlich erwarte eine Variante des Worst-Case-Szenarios.

    • Foto: Rosae Martín Peña

      Rosae Martín Peña Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Die Datenwissenschaft wird den Gesundheitssektor zweifellos revolutionieren und hoffentlich dazu beitragen, die Medizin stärker zu personalisieren. Sie könnte Lösungen für komplexe Probleme wie seltene Krankheiten liefern, die bisher nicht ausreichend untersucht wurden, da sie zu wenig Aufmerksamkeit erhalten.

      Eine weitere Revolution zeichnet sich im Bereich des Gesundheitspersonals ab. Dies betrifft insbesondere den Einsatz von Assistenzsystemen zur diagnostischen Entscheidungsfindung sowie die Entwicklung sogenannter Pflegeroboter. Solche Technologien haben das Potenzial, die Arbeitsbelastung zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität der Pflege zu verbessern.

      Dennoch ist es alles andere als einfach, dieses Niveau zu erreichen. Vor etwa zwei Jahren las ich, dass in Japan daran gearbeitet wird, Pflegeroboter zu entwickeln, die sogar in der Lage sind, älteren Menschen Witze zu erzählen – ein Zeichen dafür, welchen hohen Stellenwert ältere Menschen in der asiatischen Kultur haben. Laut den japanischen Forschern wird es jedoch noch mindestens 15 Jahre dauern, bis diese Art der personalisierten Pflege Realität wird. Es bleibt spannend, welche Entwicklungen die Zukunft bringt!

    • Foto: Lucas Ribeiro

      Lucas Ribeiro Beantwortet am 3 Dez 2024: last edited 3 Dez 2024 9:43 pm


      Fantastische Frage! Ich werde jetzt eine persönliche Perspektive zu diesem Thema geben …

      Vor etwa 20 Jahren kamen Wissenschaftler aus aller Welt zusammen, um den ersten Entwurf des menschlichen Genoms zu veröffentlichen. Ich hatte ein Jahr zuvor die Abitur abgeschlossen und hatte keine Ahnung, was ich mit meiner Karriere anfangen sollte, aber als ich sah, dass dieser Meilenstein in allen Nachrichten geteilt wurde, war ich sofort von der Wissenschaft hinter dem Projekt fasziniert und beschloss, biomedizinischer Forscher zu werden.

      Ich hoffe, dass wir in den nächsten 10 Jahren künstliche Intelligenz nutzen können, um wichtige, aktuelle wissenschaftliche Erfolge wie die Heilung von HIV und einigen Krebsarten zu festigen. Indem wir diese Technologie bei größeren Datenmengen einsetzen, könnten wir dem Verständnis der Mechanismen hinter diesen Krankheiten näher kommen und die Heilung mehr Menschen zugänglich machen!

      Wenn wir langfristiger zielen, erwarte ich für die nächsten 20 Jahre eine breitere Nutzung der personalisierten Präzisionsmedizin, bei der bei der Diagnose und Behandlung der Krankheiten jeder Patient als einzigartiges Individuum mit einem spezifischen Gesundheitsplan betrachtet wird. Dadurch könnten Erkrankungen früher erkannt und Heilungschancen sowie die Lebensqualität verbessert werden.

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