• Frage: Was wird KI niemals ersetzen können?

    Frage gestellt were29dee am 27 Nov 2024.
    • Foto: Matthieu-P. Schapranow

      Matthieu-P. Schapranow Beantwortet am 27 Nov 2024:


      Das ist eine spannende Frage. Heute geht man davon aus, dass Intuition, emotionale Nähe, zwischenmenschliche Interaktion, etc. eher nicht die Stärke von KI-Systemen heute sind.

      Generell kann man sagen, all das, was Menschen schwer fällt oder zeitaufwendig sind, z.B. komplexe oden routinemäßige Aufgaben sind gute Einsatzgebiete für KI-Systeme. Während Dinge, die uns Menschen vermeintlich leicht fallen, eher komplex für lernende Systeme sind, z.B. das Unterscheiden von „richtigen“ und „nachgemachten“ Straßenzeichen; fehlende Harmonie bei Bildern oder Musik.

      Das KI-Systeme aber auch in diese Bereiche vorstoßen, zeigen aktuelle Pressemeldungen.
      – KI-generierte Bilder wurden z.B. jüngst versteigert: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/digitales/ki-gemaelde-versteigerung-alan-turing-100.html
      – KI-generierte Musik wird konkurrenzfähig: https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/musik-kuenstliche-intelligenz-ki-suno-ai-100.html

      In anderen Kulturkreisen wird die Interaktion mit KI-Systemen durch Menschen durchaus schon gelebt und gilt als akzeptiert, z.B. gegen Einsamkeit: https://www.it-zoom.de/mobile-business/e/kleine-roboter-helfen-in-japan-bei-corona-einsamkeit-26878/

    • Foto: Karsten Weber

      Karsten Weber Beantwortet am 27 Nov 2024:


      Grundsätzlich sollte man vorsichtig sein mit der Annahme, dass irgendetwas niemals möglich ist oder — wie in diesem Fall — niemals ersetzt werden kann durch Technik. Damit etwas niemals möglich ist, muss es außerhalb der Naturgesetze liegen. Das scheint mir hier nicht der Fall. Dann könnte man argumentieren, dass man im medizinischen Bereich etwas nie durch KI ersetzen könne, weil es zu teuer sei — aber das kann sich ändern und vor allem ist etwas immer nur (zu) teuer im Vergleich mit etwas anderem. Drittens kann man argumentieren, dass KI dies oder jenes nicht ersetzen könne, weil ethische Gründe dagegen sprechen. Auch in dieser Hinsicht verändern sich Einschätzungen mit der Zeit. Zuletzt kann man darauf verweisen, dass KI dies oder jenes nicht ersetzen könne, weil die Ärzte, Patienten oder andere Stakeholder das nicht akzeptieren würden. Dem kann man jedoch entgegenhalten, dass Akzeptanz von zahlreichen Faktoren abhängig ist (unter anderem Kosten), die sich wiederum ändern können.

      Mit anderen Worten: Ich sehe keinen stichhaltigen Grund jenseits prinzipieller Unmöglichkeit, der dafür spräche, dass KI bspw. keine Ärzte ersetzen könnte — oder irgendetwas anderes. Alle Gründe, die derzeit dagegen sprechen, dieses oder jenes durch KI zu ersetzen, sind temporär oder abhängig von Faktoren, die sich ändern können. Ein Beispiel: In Deutschland gibt es heute schon nicht genügend Ärzte. Wenn sich dies noch weiter verschärft, dann benötigt man einen Plan B — und das könnte die Ersetzung durch KI sein. Gleiches kann man über Pflegekräfte etc. sagen.

    • Foto: Stephan Graßmann

      Stephan Graßmann Beantwortet am 27 Nov 2024:


      Das ist eine sehr gute Frage und eine, mit der wir uns in der Arbeitssoziologie intensiv auseinandersetzen. Um sie zu beantworten, kann man sich eigentlich zuerst fragen, was KI überhaupt bedeutet. Denn wenn wir über KI sprechen, reden wir oft über das Gleiche, meinen aber verschiedene Dinge.
      Generell kann man KI beispielsweise definieren als die Fähigkeit einer Maschine oder eines Computers, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Planen oder Eigenschaften wie Kreativität zu imitieren. KI, über die wir im Moment viel diskutieren, sind zumeist bildverarbeitende Algorithmen oder Large Language Models (LLM), die nach der Methodik des Deep Learning konzipiert sind.
      KI beruht somit immer auf einem bestimmten Prinzip und einer algorithmischen Logik, die ihr eingeschrieben ist. Aus dieser Logik kann KI nicht ausbrechen, und gleichzeitig definiert sich dadurch auch in weiten Teilen, wofür diese KI eingesetzt werden kann und was sie zu leisten in der Lage ist. Somit sind der Leistungsfähigkeit und dem Funktionsumfang von KI schon allein technisch deutliche Grenzen gesetzt.
      Neben diesen technischen Limitationen stellt sich aber natürlich auch für uns als Menschen und als Gesellschaft die Frage, in welchen Bereichen wir überhaupt KI einsetzen wollen und wo nicht. Das ist ein wichtiger Diskurs, den wir unbedingt führen müssen.
      Um zum Schluss noch einmal auf die Frage zurückzukommen: Es gibt ja das berühmte Stichwort „Sag niemals nie“, aber zumindest auf der Grundlage der aktuellen Methodik für KI gibt es natürlich Funktionen, Eigenschaften und Bereiche des menschlichen Lebens und Handelns, die zumindest extrem schwer maschinell zu imitieren sind.
      Ausgeschlossen sind zum Beispiel Fähigkeiten und Handlungen, die auf emotionaler Basis, Bauchgefühl, (haptischem) Fühlen oder auf implizitem, subjektivem Wissen beruhen. Kurz gesagt: Eine KI wird nie wissen können, wie es ist, ein Mensch zu sein – einfach, weil sie kein Mensch ist. Dazu gibt es auch einen schönen Aufsatz von Thomas Nagel „What Is It Like to Be a Bat?“, in dem er sich genau dieser Fragestellung zuwendet.

    • Foto: Stefanie Remmele

      Stefanie Remmele Beantwortet am 27 Nov 2024:


      Ich würde sagen, in allem, das stark durch unser Unterbewusstsein, Reflexe und Hormone gesteuert ist und so was. Das ist ja bei jedem bekanntlich sehr unterschiedlich und unberechenbar, oder?

      Ich denke, alles, was wir bewusst tun, gesteuert durch das was wir sehen, fühlen, riechen, hören usw. ließe sich vermutlich mal früher mal später maschinell durch Sensoren und KI Berechnungen ersetzen.

      Zum Glück sind wir so unberechenbar.

    • Foto: Tom Rix

      Tom Rix Beantwortet am 27 Nov 2024:


      KI wird nur in den Bereichen erfolgreich sein, wo es genügend Trainingsdaten gibt. Ohne Trainingsdaten oder mit nur schlechten Trainingsdaten wird eine KI meiner Meinung nach bestehende Systeme nicht ersetzen können.

      Außerdem ist es eher unwahrscheinlich, dass KI menschliche oder soziale Interaktionen ersetzen kann. Es wird bestimmt Entwicklungen in diese Richtung geben, aber ich bezweifle, dass diese zufriedenstellend sein werden, weil wir Menschen sehr hohe Erwartungen an Interaktionen mit anderen Menschen haben. Zum Beispiel kann die KI bisher keine guten Witze generieren. Es kommen zwar Witze bei raus, die okay sind, auch Wortspiele sind ganz gute dabei, aber so einen richtigen Sinn für Humor habe ich bisher nicht entdecken können.

    • Foto: Jens-Bastian Eppler

      Jens-Bastian Eppler Beantwortet am 27 Nov 2024:


      Die anderen haben schon sehr gute Antworten geschrieben. Und ich denke auch, dass es schwierig zu beantworten ist, ob es so eine Grenze überhaupt gibt. Ich will nur eine Kleinigkeit anmerken: Prinzipiell sollten wir uns auch fragen, wozu wir KI benutzen wollen. Ich sehe sie als ein Werkzeug, dass uns gut Dinge abnehmen kann und dies auch tun wird. Im Idealfall Dinge, die wir entweder nicht so gut können oder die uns wenig Spaß machen.

      Auf der anderen Seite sollte uns als Gesellschaft aber auch wichtig sein, dass wir uns nicht die Dinge nehmen lassen, die uns eigentlich Spaß oder Freude machen. Auch wenn die KI scheinbar ganz gut darin ist. Z.B. das schreiben von literarischen Texten oder das malen/erstellen von künstlerischen Bildern.

    • Foto: Lucas Ribeiro

      Lucas Ribeiro Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Ich teile die Sorge darüber, was KI ersetzen kann, möchte aber ein wenig Hoffnung auf das geben, was nur Menschen tun können!

      Während meines Studiums habe ich vier Jahre lang in einem Krankenhaus gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich etwas gelernt, das für die Heilung von Patienten ebenso wichtig ist wie Medizin: Empathie und emotionale Verbindung. Das sind Gefühle, die man nicht trainieren und in einen Computer einbauen kann. Sie entstehen durch die Kombination persönlicher Erfahrungen mit Ihrer beruflichen und ethischen Entscheidungsfindung.

      Da KI-Modelle zudem Training, Tests und Validierungen erfordern, wären sie bei der kreativen Problemlösung nicht so effektiv, insbesondere wenn unvorhersehbare Probleme auftreten. Und diese Probleme treten in einer Gesundheitseinrichtung sehr häufig auf. Die Kombination aus Belastbarkeit, Kreativität und einer persönlichen menschlichen „Note“ lässt sich nicht so leicht reproduzieren.

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