• Frage: Glauben Sie, dass KI irgendwann die menschliche Empathie in der Patientenversorgung ersetzen kann oder sollte?

    Frage gestellt jean29rad am 2 Dez 2024.
    • Foto: Susanne Weber

      Susanne Weber Beantwortet am 2 Dez 2024: last edited 2 Dez 2024 11:23 am


      Schwierige Frage! Bereits jetzt gibt es Studien dazu, wie Kommunikation von Patient*innen wahrgenommen wird, wenn sie von KI kommt oder wenn sie vom Menschen (Arzt/Ärztin) kommt. Gerade im Bereich Empathie können hier große Sprachmodelle Punkten.

    • Foto: Karsten Weber

      Karsten Weber Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Ich möchte die Frage zurückgeben: Wer hat schon einmal diese ominöse „menschliche Empathie“ bei Ärzten erlebt? Ich bin 57 Jahre alt; ich kann mich nur an sehr wenige Fälle von Empathie erinnernn. Fast immer waren die Arzbesuche wie Besuche bei einem Dienstleister. Mit anderen Worten: Wenn wir von menschlicher Empathie in der Gesundheitsversorgung sprechen, reden wir von einem (normativen) Idealbild, das der empirischen Prüfung kaum standhält. Davon abgesehen: Wollen wir wirklich, dass eine Ärztin, die am Tag hundert Patienten behandelt, immer empathisch ist? Diese Forderung läuft auf eine zerstörische emotionale Überlastung hinaus. Mir sind professionelle und leistungsfähige Ärzte lieber.

    • Foto: Stephan Graßmann

      Stephan Graßmann Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Wieder eine gute Frage! Angefangen damit, dass künstliche Intelligenzen ein Mittel sind menschliche Fähigkeiten zu immitieren verbinden sich genau diese Fragestellungen: Welche Fähigkeiten sollen das denn sein und bis zu welchem Punkt? Der Unterschied zwischen können und sollen ist dabei ganz zentral, denn nur weil wir etwas können bedeutet das ja noch lange nicht, dass es das „Richtige“ ist oder wir uns das wünschen. Und genau damit müssen wir uns gesellschaftlich auseinandersetzen. Das KI in der Lage dazu ist Emapthie zumindest bis zu einem gewissen Grad zu simulieren, darauf verweisen bereits einige Studien zu dem Thema (z.B. https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2804309). Bleibt also eher die Frage ob wir uns das eigentlich wünschen?
      In den Sozialwissenschaften ist man sich z.B. relativ einig, dass menschliche Empathie in der Medizin unverzichtbar ist, weil sie das Vertrauen in der Arzt-Patient Beziehung verbessert und dadurch auch das Vertrauen in die Behandlung und Therapietreue stärkt (wer möchte nicht vor einer OP zumindest kurz mit dem Arzt / der Ärztin gesprochen haben die später auch operiert?). Generell muss man sich jedoch immer genau anschauen in welchem Kontext welche Anwendung stattfinden soll. Sprechen wir z.B: über einen digitalen Chatbot, der uns erste Informationen zu einer anstehenden Behandlung gibt, während wir zuhause bequem auf der Couch liegen? Oder befinden wir uns gerade auf einer Liege kurz vor einer Operation und haben Angst vor der bevorstehenden Vollnarkose? Das sind natürlich völlig unterschiedliche Szenarien in denen wir auch ganz unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe, Vertrauen und Sicherheit haben können. Daher ist es so wichtig, dass wir uns als Gesellschaft darüber austauschen welche Technik wir eigentlich wo haben wollen.

    • Foto: Lisa Raithel

      Lisa Raithel Beantwortet am 2 Dez 2024: last edited 2 Dez 2024 1:20 pm


      Wie die anderen schon gesagt haben, das ist eine schwierige, aber wichtige Frage. Oft hat man ja wirklich das Gefühl, dass der Arzt / die Ärztin / PflegerIn selbst nicht allzu viel Empathie zeigen, was oft daran liegt, dass sie mit all den anderen Aufgaben, die anfallen, überlastet sind.

      Ich glaube, KI kann den ÄrztInnen / PflegerInnen helfen, mehr Zeit pro PatientIn zu haben (zum Beispiel, indem andere Aufgaben durch KI ersetzt werden), um besser auf die individuellen PatientInnen eingehen zu können.
      Daher denke ich nicht, dass die menschliche Empathie ersetzt werden kann oder sollte, aber KI kann auf jeden Fall dazu beitragen, mehr Zeit für Empathie zu schaffen.

    • Foto: Nico Disch

      Nico Disch Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Ich kann da auch nur persönlich antworten, ähnlich wie schon andere Antworten:
      Die Medizin momentan ist sehr hektisch, und man hat oft das Gefühlt dass Ärztinnen und Ärzte kaum Zeit haben.

      Schon jetzt werden Chat Bots als empatischer empfunden als die meisten medizinischen Angestellten.

      Natürlich kann KI den Menschen in Punkt Empathie nicht ersetzten, aber Chatbots haben definitiv mehr Zeit als das meiste medizinische Personal, und ich denke dass Routineaufgaben der Kommunikation auch von Bots ersetzt werden könnte, da diese viel mehr auf Belange eingehen können.

    • Foto: Stefanie Remmele

      Stefanie Remmele Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Man kann KI auch nutzen, um die Emotionen von anderen aus deren Gesichtern zu lesen – und dann empathisch reagieren? Auch nicht weit weg: schau mal in dieses 60s Video: https://youtu.be/wGWVKkYEHBE?feature=shared ?

      „Sollen?“ hm, wenn ich an unseren Pflegenotstand denke, glaube ich, dass ein „empathischer“ Pflegerobot gut ankäme, zumindest bei manchen. Das klärt die Frage nach dem „sollen“ aber bestimmt nicht vollständig..

      Bist Du mal bei einem Chat dabei? Mich würde Deine Meinung interessieren.

    • Foto: Rosae Martín Peña

      Rosae Martín Peña Beantwortet am 2 Dez 2024:


      Wie können wir KI-Systeme mit Empathie ausstatten, wenn wir selbst deren Mechanismen in zwischenmenschlichen Beziehungen noch nicht vollständig verstehen? Die Vorstellung, dass eine KI in Momenten tiefster Verzweiflung, etwa bei einer schweren Krankheit, ein besseres Verständnis zeigen könnte als ein Mensch, ist zugleich faszinierend und beunruhigend.

      Ein solches System sollte die menschliche Empathie jedoch nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Während Empathie beim Menschen meist als „Gefühl“ empfunden wird, basiert sie bei Maschinen eher auf rationalen Prozessen und ihren Trainingsdaten.

    • Foto: Lucas Ribeiro

      Lucas Ribeiro Beantwortet am 3 Dez 2024:


      Die Sorge um echte medizinische Versorgung hinter dieser Frage ist wirklich rührend, vielen Dank!

      KI ist super cool und kann in der Medizin viele tolle Dinge leisten, wie Ärzten helfen, Diagnosen schneller zu stellen oder vorherzusagen, was mit der Gesundheit eines Patienten passieren könnte. Aber wenn es um Dinge wie Empathie geht – Verständnis und Anteilnahme für die Gefühle einer Person –, kann KI das meiner Meinung nach nicht ersetzen.

      Empathie entsteht aus einer Sammlung persönlicher Erfahrungen und der Art und Weise, wie jemand im Laufe der Zeit darauf reagiert. Computer bräuchten Daten, um menschliche Emotionen zu verstehen, und bestimmte Gefühle können nicht einfach heruntergeladen werden. Ja, es gibt einige Chatbots, die beruhigende Antworten auf schwierige Fragen geben können, aber nur in einem sehr begrenzten Szenario.

      Hier ist eine Situation: Jemand geht zu einem Arzt, der alle richtigen medizinischen Fakten kennt, aber kein wirkliches Interesse oder Interesse daran zeigt, wie sich eine Person fühlt. Es könnte super hilfreich sein, eine Diagnose zu bekommen, aber es wäre kein gutes Gefühl, oder? Empathie hilft, Vertrauen zwischen Ärzten und Patienten aufzubauen, und Vertrauen ist ein großer Teil der Heilung.

      KI kann Ärzten helfen, ihre Arbeit besser zu machen, aber es sind die Menschen, die eine echte emotionale Verbindung zu den Patienten aufbauen. Die beste Gesundheitsversorgung der Zukunft wird wahrscheinlich aus der Kombination intelligenter KI-Daten mit echter menschlicher Empathie resultieren.

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